Hallo zu meinem 5. Blogpost! Ich weiß, mein letzter Post liegt schon einige Wochen zurück, ich war in der letzten Zeit recht viel unterwegs, but I try to do better, I promise. Heute Abend werde ich meine achte Woche hier in Ulaanbaatar komplettieren und fühle mich schon sehr angekommen. So langsam kenne ich mich ganz gut aus und kann mich recht gut selbstständig in der Stadt bewegen. Nichtsdestotrotz gibt es natürlich immer wieder neue Gegenden und Dinge zu entdecken. Die Stadt ist wahnsinnig schön und voller Leben. Vor allem in der Dunkelheit ist es ein Traum durch die Straßen mit all ihren Lichtern zu laufen. Auch mit dem Viertel, in dem ich wohne, Tumur Zam (das Eisenbahnviertel) habe ich mich mittlerweile sehr angefreundet.
Trotz der eigenwilligen Schönheit der Stadt ist es eine willkommene Auszeit am Wochenende dem Stadt- und Alltagstrubel zu entfliehen und einen Ausflug aufs Land zu machen. Bisher habe ich euch ja nur einmal von einem Ausflug erzählt, als meine Schule einen Sportausflug unternahm. Inzwischen sind wir allerdings schon einige Male auf dem Land gewesen. Die ersten Ausflüge waren Wanderungen an den Sonntagen den 23.09. und 30.09. Durch Kontakte von Micki haben wir mit einem Vater eines Jungen unserer Schule Bekanntschaft gemacht, der uns eingeladen hatte, sonntags mit seiner Wandergruppe, dem „Mongolian Hiking Club 40-50 Myangat“ mitzukommen. Es war jedes Mal sehr schön, wir wurden sehr freundlich von der Wandergruppe aufgenommen. Wir fahren immer erst ein Stück mit dem Bus aus der Stadt raus und wandern dann von dort aus los.
Bei unserer ersten Wanderung sind wir nördlich aus der Stadt rausgefahren, bis an den Hang des Chingeltei-Berges. Hier lag zu jenem Zeitpunkt schon Schnee und wir machten uns erst einmal auf, etwas nach oben zu laufen. Am Anfang war es schon etwas anstrengend, aber es wurde mit der Zeit einfacher.
Der Erste Zwischenstopp war einer der typischen Steinhaufen, die auf jedem Berggipfel stehen. Sie werden Ovoos genannt (das mongolische Wort für Großvater). Nach buddhistischen Ritualen muss man drei Mal um solche Steinhaufen herumlaufen, es soll Unglück bringen, einfach an einem Ovoo vorbeizugehen. Zusätzlich haben in paar der Frauen Körner in unterschiedliche Himmelsrichtungen geworfen.
Der zweite Ziwschenstopp war eine buddhistische Glaubensstätte im Wald. Es war wirklich traumhaft wie sie geheimnisvoll inmitten von Bäumen unter freiem Himmel stand, ohne ein einengendes, begrenzendes Dach, dass sie von der Natur abschneidet.
Anschließend kamen wir auf eine kleine Anhöhe, die bei der wir einen wahnsinnigen Ausblick über das Tal hatten.
Nicht lange danach hatten wir dann unser Ziel erreicht. Auf dem Berggipfel standen wieder einige Ovoos, um die wir herumliefen.
(Für die, die sich fragen, ob es nicht etwas problematisch ist, buddhistischen Ritualen zu folgen, ohne erstens dem Glauben anzuhängen und zweitens noch nicht einmal wirklich zu wissen, wieso man das tut geschweige denn sich intensiv oder auch nur überhaupt mit der Religion auszukennen, diejenigen kann ich absolut verstehen. Es ist meiner Meinung nach auch wichtig, sich solche Dinge bewusst zu machen, und es kritisch zu sehen, aber in diesem Fall denke ich trotzdem, dass es richtig ist, da es für mich persönlich eine Art ist dem Glauben und den Menschen, die ihn ausüben Respekt zu zollen. Außerdem, auch wenn das nicht in direktem Zusammenhang steht und kein Rechtfertigungsgrund sein soll, finde ich den Buddhismus sehr interessant und möchte auch im Laufe meiner Zeit hier sehr gerne mehr über ihn selbst und wie er mit der Kultur und der Gesellschaft in der Mongolei zusammenhängt lernen.)
Dort machten wir dann eine ausgiebige Mittagspause, in der wir unseren Proviant auspackten und diverse nasse Socken und Schuhe über einem Feuer trocknen konnten. Die Mitglieder der Wandergruppe waren auch wahnsinnig gastfreundlich und haben uns viel von ihrer Verpflegung abgegeben: Gekochte Eier, Milchtee, Wurst, Süßigkeiten…
Nachdem wir alle weitestgehend gestärkt (und getrocknet) waren, traten wir den Heimweg an. Wir sind eine etwas andere Route gelaufen, als auf dem Hinweg, aber am Ende liefen die Wege wieder zusammen.
Ein sehr schöner erster Wandertag.
Die zweite Wanderung führte uns zum Chinggis-Khaan-Denkmal. Dazu fuhren wir in östliche Richtung eine gute Stunde aus der Stadt heraus und wurden von dem Bus am Fuß eines Hügels herausgelassen. Hier trank ich zum Ersten Mal Airag, vergorene Stutenmilch. Sie hat einen minimalen Alkoholgehalt, vielleicht 2 bis 3 Prozent und schmeckte sehr intensiv.
Uns wurde gesagt, die Statue liege genau hinter dem Berg. Die Erste Herausforderung war daher, bis nach oben zur Spitze zu laufen. Den Hügel zu erklimmen war wirklich, wirklich anstrengend, denn der Hang war (echt) seeehr steil, auch wenn man das vielleicht auf den Bildern nicht so gut erkennt. Nach einiger Zeit, einigem Gejammer und Infragestellen, sind wir schlussendlich, leicht aus der Puste, oben angekommen. Die einzigen die, das Bergsteigen überhaupt nicht gejuckt hat und die einfach easy peasy nach oben gelaufen sind, waren Sylke und Christine.
BILDER
Einmal oben angekommen, war es kein allzu anstrengendes Unterfangen mehr. Wir kamen an diversen Ovoos vorbei und liefen oben, entlang der Hügelkuppen weiter. Es gab nur noch leichtere An- und Abstiege. Nach einiger Zeit war Mittagspause angesagt. Wir machten es uns an einem Hang gemütlich und verspeisten in Ruhe und bei traumhaftem Ausblick unseren Proviant. Lunch with a view. Nachdem wir einigermaßen gestärkt waren, sollten wir uns noch der Wandergruppe einzeln vorstellen, um wirklich Teil der Gruppe zu werden. Nach der Vorstellungsrunde sind wir dann langsam weitergewandert. Nachdem wir eine Weile weiter über die Hügel gewandert waren, ging es abwärts und wir kamen zu einem Plateau, auf dem das mongolische Wappen aus Steinen ausgelegt war.
Kurz darauf ging es weiter bergab, bis wir einen kleinen Fluss erreichten. Dort machten wir wieder eine kleine Pause, um Kraft für den letzte Abschnitt unserer Wanderung zu sammeln. Ab jetzt ging es einfach nur noch über die Ebene zurück zur Chinggis-Khaan-Statue, unserer eigentlichen Destination. Unterwegs trafen wir noch ein paar Pferde, eine Ziegenherde, ein Yak und ein zwei ausgesprochen süße Hunde.
BILDER
Die Chinggis-Statue sah schon von Weitem sehr beeindruckend aus, wie sie da inmitten der Weite aufragte. Sie ist nicht die größte Statue, die man sich vorstellen kann, jedoch tatsächlich die größte Reiterstatue der Welt. Ich denke allerdings, dass auf dieser Erde nicht allzu viele Reiterstatuen erbaut wurden. Angekommen, gingen die meisten direkt zum Bus, der uns dort wieder abholte, während Sylvia, Christine und ich dann doch zur Statue hinauf gehen wollten. Nachdem wir die 8.000 Tugrik (ca. 2,90€) Eintritt gezahlt hatten, kamen wir in den Vorraum des Gebäudes, indem ein riesiger traditioneller mongolischer Stiefel stand. Um ihn herum führten zwei geschwungene Treppen nach oben, zu einem Restaurant im zweiten Stock. Da wir allerdings nicht allzu viel Zeit hatten, da die anderen auf uns warteten, sind wir direkt weiter, erst einen Aufzug und dann eine sehr schmale Treppe hoch, bis wir auf dem Kopf Chinggis Khaans Pferdes standen. Dort trafen wir dann unerwarteter-, aber erfreulicherweise Jan, der auch einen Ausflug zur Statue gemacht hatte. Nachdem wir die obligatorischen Touri-Fotos gemacht hatten, sind wir wieder hinabgestiegen. Nachdem ich mich in den wunderschönen Souvenirläden mit Postkarten eingedeckt hatte, stießen wir zu den anderen, um die Rückfahrt nach UB anzutreten.
So, das waren unsere wundervollen Wanderungen mit dem Mongolian Hiking-Club 40-50 Myangat. Mein nächster Blogpost wird sich wahrscheinlich um die Erlebnisse der letzten Wochen in der Stadt und meine bisherigen Lieblingsplätze drehen.
Bis dahin, ϭаяртай
Janina
P.S.: Nicht alle der Fotos stammen von mir, einige hat auch Steffi gemacht.