Slow Down Gurl!

Cruise Collection – in der Modewelt ist dieser Begriff gefühlt seit Ewigkeiten Programm. Mittlerweile wird das, nun ja, dekadente Phänomen auch für Normalsterbliche zum Ereignis. 

„Hotter than Hell“ dachte sich vermutlich Alessandro Michele, Chefdesigner von Gucci, beim Planen der jüngsten Cruise-Show. Auf einem römischen Friedhof der südfranzösischen Stadt Arles entfachte er ein Inferno und ließ inmitten von Gräbern und einem mittelalterlichen Chor seine Modepuppen tanzen. „Ein Fegefeuer inmitten der Eitelkeiten“, so die Süddeutsche Zeitung. Beerdigungstauglich sind die über 100 Looks zwar nicht, das Spektakel um die elktro-gothic angehauchten Stücke dafür umso gelungener. Ist es übertrieben zu sagen, die italienische Luxusmarke habe die Konkurrenz unter die Erde gestampft?

Ein Fegefeuer inmitten der Eitelkeiten – Süddeutsche Zeitung

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Gucci Cruise 19

Die Mutter der Cruise Collections 

Cruise Collections oder auf französisch Collections Croisères, waren einmal Kollektionen für reiche Ehefrauen, die zur kalten Jahreszeit in den warmen Süden entfliehen wollten, dabei aber nicht auf die neuste Mode verzichten konnten. Sommermode für den Winter, oder ein Vorwand den Kunden erneut das Geld aus der Tasche zu ziehen?

Der Ausbau der Kollektionen, die in der Regel im Mai vorgestellt werden, ist eine überzeugende Antwort auf die Schnelllebigkeit der Branche, ausgelöst durch Fast Fashion. Mehrere Millionen Euro werden in die Schauen investiert. Maria Grazia Chiuri lud ihre Gäste in das Musée Vivant du Cheval ein. Die Dior-Designern ließ sich von mexikanischen Reiterinnen inspirieren, zeigt ausladenden Röcke, Reiterstiefel sowie Taillengürtel und Korsagen im mexikanischen Flair.

Sommermode für den Winter, oder ein Vorwand den Kunden erneut das Geld aus der Tasche zu ziehen?

Bekannt für außergewöhnliche, kostspielige und vor allem umwerfende Modenschauen ist Chanel. Egal ob im Wald, unter Wasserfällen oder am Eiffelturm, Lagerfeld erweckt den Eindruck, Chanel könne überall getragen werden. Laut eigenen Angaben hat Coco Chanel die Cruise Collection ins Leben gerufen, bereits 1919 zeigte sie Urlaubsmode fernab von ihren regulären Kollektionen. Karl Lagerfeld zollt ihr 100 Jahre später mit der „Cruise-Kollektion aller Cruise-Kollektionen“ nun Tribut. Herbst letzen Jahres zeigte er seine Métiers d’Art in der Elbphilarmonie in Hamburg. Auch in seiner aktuelle Cruise Kollektion steht die Schifffahrt im Mittelpunkt. Konzentration liegt aber nicht wie in der Hansestadt auf den Matrosen, sondern den gut betuchten Passagieren.

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Chanel Cruise 19
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Dior Cruise 19

 

Einladung ins Märchenland 

Alessandro Michele hat mit seiner Kollektion alles richtig gemacht. Bilder erweckt, die vermutlich seit John Gallianos Dior Schau „Wedding from Hell“ nur darauf gewartet haben, wieder durch die Modemagazine der Welt zu spucken. Der Gucci Designer ist mehr als nur Creative-Director. Er schafft es seinen ausgefallenen Stil via Bildern auf die Käufer zu transportieren, sie über einen Bildschirm in einen magischen Bann zu ziehen. Seine Mode regt zum Träumen an, seine Modenschauen sind eine perfekte Mischung aus Grusel, Romantik und Schwärmerei. Und selbst wenn er „tote Mädchen“ über römische Gräber stolpern lässt, hat das Stil.

Das Thema Reisen ist bei den Modeschauen genauso present wie zur Geburtsstunde der Sonderkollektionen. Das erkennt man nicht nur an den fernweh-schreienden Designs, sondern auch an den teils außergewöhnlichen und aufwendig inszenierten Locations.  Aber auch der Wettbewerb der Marken, der Trieb die Konkurrenz auszustechen, weckt die Interesse an den Schauen. Jeden Tag ein neues Erlebnis, an einem anderen Ort, fast wie Urlaub. Nur vielleicht teurer, wenn man sich im Kaufrausch vergisst.

So romantisch der Gedanke ist, trägt vermutlich aber noch ein weitere Faktor zur Bedeutsamkeit von Cruise bei: Fast Fashion. Wie lange kann Mode noch antizyklisch präsentiert und verkauft werden, wenn sich Trends schon jetzt rasend schnell verändern? Slow down Gurl!

Bild 1: instagram.com/gucci

Bild 2: instagram.com/chanel

Bild 3: instagram.com/dior

 

 

 

 

Der ewige Tanz mit dem Bodyshaming

Dies ist eine überspitzt ausgedrückte und aus einer Wut entbrannte Kolumne.  

„Du hast schon wieder zugenommen“, sagt dir die Gesellschaft. „Probier es doch mal mit einem unserer tollen Diättipps, danach darfst du dir auch einen unserer neuen Apfelstreusel gönnen,“ sagt die unqualifizierte Frauenzeitschrift für 1,50€ an der Tanke. Dein Liebhaber hat dich deswegen schon längst verlassen. Dabei warst du doch die Hübschere, trotz der paar Pfunde. Du bist eine schöne Frau.

Da hilft auch kein Super-Plus-Size-Model namens Ashley Graham, das uns von den Hochglanzmagazinen anlächelt, mittlerweile zu den bestbezahlten Models der Welt gehört und sogar für Michael Kors über den Laufsteg gleitet. Michael Kors übrigens, macht Mode für jeden bis zur unfassbaren Größe 48. Brandy Melville hingegen rät jungen Frauen immer noch dazu den Finger immer tiefer in den Hals zu stecken, um endlich nicht nur die überteuerten Accessoires, sondern auch die Kinderhosen kaufen zu können. Dabei hast du es ja gerade erst überwunden, dass du bei Zara eine Nummer größer kaufen musst. Du bist eine schöne Frau.

Auf Instagram posten alle nur noch Bilder mit dem Hashtag #foodporn und beweisen der Welt täglich Fast Food zu essen, am nächsten Tag trotzdem in jeden Bikini zu passen und unfassbar gut auszusehen. Wenn es dann doch ein bisschen Hüftgold geben sollte, wird das einfach gephotoshoped. Muss ja niemand wissen, immerhin leidet danach nur das Unterbewusstsein zahlreicher Frauen und sagt: „Du bist dick, nimm endlich ab.“ Du bist eine schöne Frau.

Bodyshaming ist allerdings mehr als nur das Internet, als nur ein paar komische Marken, die ihre Exklusivität durch Size-Zero Mode wahren. Bodyshaming kann überall stattfinden. „Speck ist kein Ausdruck von Wohlstand mehr,“ sagt die Welt. Du bist eine schöne Frau.

„Rasier dir öfter die Achseln,“ sagt die Gesellschaft. „Nein, rasier dir den ganzen Körper,“ sagt die dämliche Illustrierte. „Deine viel zu buschigen Augenbrauen können gleich mit weg, die kannst du später wieder aufmalen“ sagt irgendein Youtube-Star. Was du selbst möchtest, ist dir mittlerweile gleichgültig. Immerhin musst du ihnen gefallen. Genau den Menschen, die sich die Mäuler zerreißen wenn du es eben nicht tust. Du bist eine schöne Frau.

Und dann beschließt das Sexsymbol Adriana Lima aufzuhören. Aufzuhören sich für die Öffentlichkeit auszuziehen, insbesondere für Victoria’s Secret. Sie möchte jetzt jungen Frauen helfen Schönheitskomplexe zu überwinden. „Endlich dürfen wir sein wer wir sind, unsere Kurven werden geliebt,“ sagt die dümmliche Frauenzeitschrift und schmeißt gleich noch ein paar Kochtipps hinterher, bevor es auf Seite 33 mit dem Power-Workout weitergeht. Dabei ist es schlicht und ergreifend einfacher zu sagen, man kann es nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren, seinen Vorzeige-Körper der Welt in aufreizender Unterwäsche zu präsentieren, wenn so viele junge Menschen unter Störungen leiden, als sich selbst einzugestehen langsam aber sicher zu alt zu sein.

Du bist eine schöne Frau.

 

 

Keine nackte Alice für Pirelli

Seit 1964 lassen Models wie Gisele Bündchen, Heidi Klum, Naomi Campbell und Adriana Lima die Hüllen für den weltbekannten Pirelli-Kalender fallen. Jahrelang galt der Kalender des italienischen Reifenherstellers Pirelli als Inbegriff erotischer Fotografie. Für die kommende Ausgabe setzt der britische Fotograf Tim Walker ausschließlich schwarze Models in Szene und verzichtet auf nackte Haut. Für ihn ist es ein Versäumnis, dass in der Modebranche der Fokus auf weißen Models liegt.

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Aufwändig inszenierte Aktfotografie mit Top-Fotografen und weltberühmten Schönheiten machten den Pirelli-Kalender zu einem der begehrtesten Kalender der Welt, der jährlich an ausgewählte Kunden verschenkt wird. 2018 wird er zum dritten Mal in Folge ohne nackte Haut erscheinen. Zuvor fotografierte Annie Leibovitz starke, bekleidete Frauen ohne Rücksicht auf gängige Schönheitsideale. Peter Lindenbergh setzte bekannte Schauspielerinnen wie Penelope Cruz und Nicole Kidman in Szene. Beide Fotografen arbeiteten bereits mehrmals für Pirelli.

Vielfalt statt Nacktheit 

Im Vorfeld wurde bereits angekündigt, dass für den Pirelli-Kalender 2018 eine Neuinszenierung von „Alice im Wunderland“ geplant sei. Um die Kindergeschichte komplett neu zu erzählen, engagierte der britische Fotograf Allan Walker ausschließlich schwarze Models und Persönlichkeiten. Für Walker werden dunkelhäutige Models von der Modeindustrie, trotz Supermodels wie Tyra Banks, Naomi Campbell oder Joan Smalls immer noch vernachlässigt.

„Wir konzentrieren uns in der Modeindustrie zu sehr auf weiße Models“ – Tim Walker

Alice wird von dem sudanesisch-australischen Model Duckie Thot (Moschino, Fenty) verkörpert, die laut dem Fotografen, der zum ersten Mal alleine für Pirelli fotografiert, „unfassbar anmutig“ sei. Neben ihr fungiert Naomi Campbell als Henkerin und der Travestiekünstler RuPaul als Herzkönigin. Auch Whoopi Goldberg wird in dem kommenden Kalender abgelichtet sein. Walker setzt auf ausgefallene Persönlichkeiten, die man in solch einem Kalender nicht unbedingt erwarten würde. Anstatt nur mit klassischer Schönheit und Nacktheit, überzeugt Pirelli auch in diesem Jahr mit 28 zauberhaften Fotografien, welche die Vielfalt zelebrieren.

Vor genau 30 Jahren wurde mit dem Fotografen Terence Donovan bereits ein Pirelli Kalender mit ausschließlich schwarzen Models veröffentlicht. Die damalige Protagonistin war Naomi Campbell, die daraufhin zu einem der Supermodels der 90er wurde. Campbell war als erstes schwarzes Model 1988 auf dem Cover der französischen VOGUE und des US-amerikanischen Nachrichtenmagazins TIME. Vielleicht besteht Duckie Thot eine ähnliche Karriere bevor.

Bild 1: instagram.com/pirelli: Duckie Thot

Bild 2: instagram.com/pirelli: Whoopi Goldberg und Thando Hopa

Bild 3: instagram.com/pirelli: RuPaul und Djimon Hounsou 

Hat Cindy Crawford sich selbst geklont?

Nein, Cindy Crawford ist kein wissenschaftlicher Durchbruch gelungen. Ihre 16-jährige Tochter Kaia Gerber sieht ihr nur verblüffend ähnlich und ist gerade dabei in die  Fußstapfen ihrer Mutter, dem 90-Jahre Supermodel, zu treten. Das löst jedoch nicht nur Begeisterung aus.

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Die meisten Models beginnen ihre Karriere als „No Names“. Kaia Gerber jedoch, genießt nicht nur die guten Gene ihrer Eltern Cindy Crawford und Rande Gerber, sondern auch deren Bekanntheitsstatus. Crawford heißt sie zwar nicht, geerbt hat sie aber bis auf den weltbekannten Schönheitsfleck alle für die Modewelt förderlichen Merkmale ihrer erfolgreichen Mutter. Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass der Modeolymp nur auf sie gewartet hat und zum Beispiel Vogue dem Model im Zuge ihrer ersten Fashion Week in New York ein dreiminütiges Youtube-Video gewidmet hat.

Geboren um zu modeln 

Fast schon rekordverdächtig debütierte Gerber in diesem Jahr auf den großen Laufstegen der Fashion Weeks. So eröffnete sie beispielsweise die Show von New Yorks Wunderkind Alexander Wang. In Mailand durfte sie sogar mit ihrer Mutter für Versace laufen und war somit Teil einer der gefeiertsten Shows der Saison. Von Moschino bis Chanel hat das Jungmodel fast keine Luxuslabels ausgelassen und stahl den „alten Hasen“ des Business jede Show. Auch in namenhaften Magazinen wurde Gerber für verschiedene Editorials abgelichtet.

Als Fotomodel ist Gerber jedoch schon länger aktiv. IMG New York, eine der Top Model Agenturen der Welt, nahm sie mit 13 Jahren schon unter Vertrag. Modelanfragen kamen angeblich sogar noch früher.

Angeblicher Rückschritt für die Modewelt

Aus der Modeszene kommt kaum negative Kritik über das Nachwuchsmodel. Wieso auch, Kaia Gerber ist groß, dünn, hübsch und vor allem sehr jung. Dank ihrem lasziven Lolita-Look zählt sie jetzt schon als Stilikone. Ob Domina-Looks, Minikleider oder transparente Looks wirklich in den Kleiderschrank einer 16-jährigen gehören, lud jedoch schon öfters zur Diskussion ein.

„Was am Hype um Kaia Gerber viel eher stört: Die Modelbranche an sich zeigt sich mit der Versessenheit auf eine dünne 16-Jährige mit berühmten Eltern von einer enervierend konventionellen Seite.“

– Die Welt

Die meisten Kritiker schießen aber nicht direkt gegen Gerber, sondern vielmehr bewusst gegen die Modebranche. Während die Branche, dank Models wie Kendall Jenner, Gigi Hadid oder Plus-Size Model Ashley Graham, in den letzten Jahren den Eindruck gemacht hat, konventionelle Traditionen aufgegeben zu haben und nicht mehr auf immer jüngere und dünnere Models zu setzten, bangen Experten nun einen Rückschritt.kb5

 

Auf ihren Sozialen Netzwerken wird der Teenager jedoch direkt angegriffen und muss – wie fast jedes dünne Model –  auch mit Magersuchtsvorwürfen kämpfen. Dünne Ärmchen und Oberschenkel versetzten Eltern in Angst und Schrecken. So schießen viele besorgte Eltern auch gegen Cindy Crawford und fragen sich, wie eine Mutter ihre Tochter den Gefahren der Modeindustrie aussetzen könne und ob der Teenager als gutes Vorbild für Gleichaltrige gelten kann.

Um Gerber müsse man sich trotzdem keine Sorgen machen, da sie von ihrer Mutter auf Schritt und Tritt begleitet wird und sich als Celebrity-Kind keine Miniwohnung in Mailand mit 10 anderen Nachwuchsmodels teilen muss, so die Welt. Daher kann man Kaia Gerber also gerne bereits jetzt als neuen Stern in der Szene zählen.

Übrigens ist Kaia Gerber nicht die einzige Modeltochter die gerade der Karriere ihrer Mutter nacheifert. Auch die Töchter von Christie Brinkley und Nadja Auermann begannen jüngst zu modeln.

Foto 1-5: instagram.com/kaiagerber

 

 

 

Influencer sind keine Individualisten

Via Sozialer Netzwerke beeinflussen uns Influencer tagtäglich. Mithilfe von Bildern werben sie für große Unternehmen und manipulieren damit vor allem ihr jüngeres Publikum. Fast sekündlich wachsen die Fangemeinden zahlreicher Internetberühmtheiten, auch im deutschen Raum. Trotzdem wird Influencern jetzt der Kampf angesagt.

Es ist wohl der aktuell attraktivste Job für junge Menschen. Das Influencer-Dasein reizt mit einem spannenden Jetsetleben, zahlreichen Geschenken von großartigen Firmen und vor allem mit einem Berühmtheitsstatus den sonst nur hochkarätige Schauspieler, Musiker oder sehr wenige Models erlangen. Vergessen wird dabei oft die fehlende Privatsphäre und die anhaltende Angst vor dem Vergessen werden.

Nichts ist tatsächlich echt

Erste Influencer, wie beispielsweise Essena O’Neill, schildern die Sozialen Netzwerke bereits als Scheinwelt. Laut dem australischen Model sei auf Instagram gar nichts echt, ihre veröffentlichten „Schnappschüsse“ seien nie spontan gewesen, sondern häufig mit Firmen abgesprochen und stundenlang geshootet worden. Besonders schockiert war die Australierin, als ihr ein männliches Supermodel einen Businessplan in Form einer Fake-Beziehung vorschlug.

„Menschen lügen jeden Tag. Besondere Ausmaße erreicht dieser Betrug bekanntermaßen auf Instagram, wo sich jeder mit einer frisch tapezierten Wohnzimmerecke ein eigenes Modeimperium aufbauen kann.“

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Ähnliches berichtete auch das kalifornische Model Alexis Ren. Sie litt jahrelang an einer Essstörung. Nachdem die junge Amerikanerin von einem längeren Australienaufenthalt zurück nach Los Angeles kam, wurde sie von ihrer Agentur zum Abnehmen gezwungen. Durch ihre anschließende Beziehung mit dem Youtube-Star Jay Alvarrez stieg der Druck in der Öffentlichkeit und die Angst vor dem Essen. Nach dem Beziehungsaus offenbarte auch Ren, dass die Beziehung zu Alvarrez immer mehr zum Job wurde. Cosmopolitan gegenüber verrät sie, dass es schön sei bewundert zu werden, aber sich zu vergleichen, würde nur Angst und Selbsthass bringen.

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Influencer sind nicht mehr von großer Bedeutung

Die niederländische Trendforscherin Lidewji Edelkoort rechnet mit Influnecern ab. Ihr ist bewusst, dass die Internetberühmtheiten nicht frei agieren können und schon längst nicht mehr entscheiden, wie sie sich präsentieren. Da Influencer nur das tragen, was Stylisten ihnen schicken, würden sie der Modebranche keinen kreativen Fortschritt bringen. Im Interview mit Vogue sagt sie: “Jeder schaut heute nur noch auf Instagram und hält das für die absolute Wahrheit, deshalb sieht auch alles gleich aus. Die wahre Avantgarde hat sich längst wieder von dieser Plattform abgewendet. Wir alle dachten am Anfang, Social Media bringt mehr Vielfalt, aber im Grunde bringt es eher Gleichförmigkeit.“ Die Trendfroscherin rät den Blick vom Smartphone zu heben und die Trends auf der Straße zu entdecken. 

Keine Instagirls auf Laufstegen 

Gegen den Trend, Hypefaces für den Laufsteg zu casten, entschied sich das Team von Helmut Lang. Während auf fast allen anderen wichtigen Laufstegen New Yorks hauptsächlich bekannte Gesichter zu sehen waren, wurden bei Helmut Lang neue Models vorgestellt oder auf ehemalige Musen Langs gesetzt. Die Marke beweist, dass die neue Modelgeneration nicht nur aus Instagirls besteht. Auch Eckhaus Latta setzte auf „echte Menschen“ auf dem Laufsteg und engagierte beispielsweise schwangere Frauen, sowie junge und ältere Personen ohne Modelerfahrungen.

Ob die Zeit der Influencer wirklich abgelaufen ist bleibt allerdings fraglich. Genauso fraglich bleibt auch, ob neue Gesichter auf Instagram so erfolgreich werden können wie Alexis Ren und Co.

Foto 1 und 2: instagram.com/alexisren

Foto 3 und 4: instagram.com/helmutlang

Mr. Erbil – ein Lichtblick für den Irak

Mode sagt manchmal mehr als tausend Worte. Neben Krieg und Terror, Angst und Unterdrückung beginnen 40 junge kurdische Männer in der irakischen Millionenstadt Erbil sich wie Dandys zu kleiden und lösen damit einen medialen Hype aus. Wieso? Weil es um viel mehr als „nur“ die Mode geht. Um eine soziale Entwicklung im Irak, die Würde der Menschen und Kreativität.

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Doch was ist eigentlich ein Dandy? Der Begriff Dandy findet seinen Ursprung im 18. Jahrhundert und bezeichnet Männer, die ihr Leben (und ihr Portmonee) der Kunst der Mode widmen und „[…] vor einem Spiegel [leben und schlafen]“ (Charles Baudelaire, frnz. Schriftsteller). Der Dandyismus beschreibt aber nicht nur Eleganz, sondern auch einen Lebensstil. Der Mittelpunkt dieses Lebensstils zeichnet sich durch die eigene, teils narzisstische, Selbstinszenierung aus. Gegen den Mainstream und für die Dekadenz, den Verfall einer Kultur durch Veränderungen, kämpft der klassische Dandy, um sich am Ende des Tages selbst bewundern zu dürfen.

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Mr. Erbil ist eine Gruppe von jungen Männern. Männern mit unterschiedlichsten Berufen und unterschiedlichen Glaubensrichtungen. Ihre Leidenschaft für stilvolle Mode hat sie über Soziale Netzwerke zueinander geführt, nicht um sich vor dem Spiegel zu bewundern und sich Anderen überlegen zu fühlen. Mr. Erbils Interpretation des Dandyismus beschränkt sich nämlich hauptsächlich auf das Optische. Zum Mainstream möchte die Gruppe trotzdem nicht gehören. Die Dandys möchten Kurdistan aus seinem verstaubtem Image befreien und der Welt zeigen, dass die Region im Irak viel mehr als nur Unterdrückung und Brutalität ist. Inspiriert von einem italienischen Gentlemen’s Club finden die Männer mittlerweile Bewunderer auf der ganzen Welt und haben tausende von Followern auf Sozialen Netzwerken. Die Mitglieder kreieren ihren eigenen Stil, eine Mischung aus dem westlichen Stil und eigenen Traditionen. Die Vorstellungen werden von lokalen Schneidern verwirklicht, manche Kleidungsstücke sogar verkauft. Die Männer von Mr. Erbil spazieren aber eben nicht nur mit Designeranzügen durch die Straßen, wo sich sonst Gleichaltrige mit Kampfausrüstung vor dem IS hüten, und wofür es bereits mehrmals Kritik hagelte. Mr. Erbil kämpft auch für einen sozialen Umschwung in einer Region in der Frauen kaum Rechte haben. Nicht mit Waffen sondern mit den Medien. Ein Mal pro Woche stellt die Gruppe eine starke, unabhängige Frau auf ihren Sozialen Netzwerken vor, nicht nur um auf Ungleichheit und Ungerechtigkeit gegenüber Frauen hinzuweisen, sondern um akut dagegen vorzugehen und die Bedeutsamkeit der Rolle der Frau zu verdeutlichen. Unter den Dandys ist man sich einig, dass die Rolle der Frau im Irak immer noch unterschätzt wird. Aber Frauen die gegen den IS kämpfen und sich in Auffangcamps um Fliehende kümmern, prägen das Bild der Frauen bereits nachhaltig. Man sei auf dem richtigem Weg.

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“We Should All Be Feminists“, steht auf einem der jüngeren Designs der Dior Designerin Maria Grazia Chiuri und vielleicht sollte man das „sollte“ durch ein „müsste“ ersetzten. Dass Mode mittlerweile eine Plattform für vermeidlich unaussprechbare Themen mutiert und schon lange keine belanglose Oberflächlichkeit mehr ist, beweisen die Männer von Mr. Erbil, indem sie Verantwortung übernehmen, für ihren Wunsch nach einem eigenen Staat und einem neuen, lebendigen sowie kreativen Kurdistan, sowie für die Würde der Frau. Verantwortung nicht nur für ihr Herkunftsland, sondern für die ganze Welt.  Mr. Erbil sind feministische Dandys des 21. Jahrhunderts – vermutlich auch die Besseren.

Foto 1&2: instagram.com/mr.erbil

Foto 3: instagram.com/dior

In Kooperation mit thenextpagemagazine.wordpress.com

Granny Issues in Cannes

Und der Sommertrend 2017 heißt: Sandeln und Socken. Vielleicht!

Das Festival de Cannes feiert seinen 70. Geburtstag. Im Kampf um die Palme d’Or ist wieder einmal die komplette High Society geladen. Von der deutschen B-Prominenz bis hin zu den ganz großen Stars wie Nicole Kidman, Charlize Theron, Rihanna und natürlich Supermodel Kendall Jenner lässt sich niemand das Spektakel entgehen. In einem Kleid von Giambattista Valli, trägt Jenner hautfarbene, aber dennoch sichtbare, Socken zu ihren nudefarbenen Stilettos. Auf den ersten Blick komisch. Auf den Zweiten immer noch. Trotzdem hat der „Look à la Grandma“ etwas raffiniertes, da er eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber unserem gängigen Dresscode vermittelt. Auf der nächsten Party heißt es dann also Adiletten und Kniestrümpfe, statt High Heels und Minirock. Man darf also gespannt bleiben. 

Im Anschluss zeige ich euch meine Lieblingsoutfits des Filmfestivals. 


5. Juliette Binoche in Chloé 


4. Rihanna in Dior 


3. Lily Donaldson in Dior 


2. Tochter von Johnny Depp, Lily Rose in Chanel


1. Elle Fanning in Gucci 
Fotos: vogue.com 

Louis Vuitton klaut Mona Lisa 

Revolutionär, diese Idee. Fast so revolutionär, dass man sich fragen könnte, wieso noch keine andere Luxusmarke darauf gekommen ist. Louis Vuitton „klatscht“ in der jüngsten Kollektion Meisterwerke von da Vinci, Rubens und van Gogh auf seine Handtaschen. Mit dem klassisch kitschigen Louis Vuitton-Muster ist die Kunstvergewaltigung perfekt. Ein Trend auf den wir doch gerne länger verzichtet hätten. 

Bilder: instagram.com/louisvuitton 

Der Coachella Traum

“We are daughters, sons, brothers and sisters tonight at Coachella“ singt die neuseeländische Sängerin Brooke Fraser (“Something in the Water“) in ihrem Pop-/Folksong, benannt nach einem der größten Musikfestivals seit 1999, dem Coachella Valley Music and Arts Festival. Drei ganze Tage wird ein Hippie ähnliches Leben im Woodstock-Style unter der Sonne Kaliforniens zelebriert. Im Namen der Kunst und der Musik. … und der Mode.

Neben Rock, Indie, Hip-Hop und vielen anderen Musikgenres wird auf dem Coachella-Festival auch Kunst präsentiert, sowie neue Künstler vorgestellt und Comebacks einst getrennter Bands gefeiert. Brooke Fraser singt von einem Gefühl der Unbeschwertheit, das von dem Festival ausgeht und seine Gäste in einen magischen Bann zieht. Genau dieser Bann lockt jährlich hunderttausende Festivalliebhaber nach Indio ins Coachella Valley um gemeinsam die Musik und die Kunst zu feiern. … und die Mode. Obwohl böse Zungen behaupten, dass eine große Anzahl modebewusster Besucher durch arrogantes Auftreten den Charme des Festivals zerstören, um lediglich ihre Outfits zu präsentieren und für bekannte Labels zu werben, ist das modische Auftreten im Coachella Valley eine Charakteristik, die das Festival ausmacht und für die Modewelt neue Sommertrends hervorbringt. So war es zum Beispiel das brasilianische Supermodel Alessandra Ambrosio, die vor einigen Jahren auf diesem Festival, als eine der Pioniere, Birkenstocksandalen aus ihrem jahrelangen Winterschlaf gerissen, von dem Oma-Image befreit und der Marke einen immensen Erfolg beschert hat.

Auch dieses Jahr zog es wieder einmal fast die ganze Musik-, Kunst- und Modewelt in die Colorado-Wüste. Neben Kendrick Lamar, Lorde und Lady Gaga, die im Zuge des Festivals nicht nur einen neuen Song veröffentlicht hat, sondern kurz vor ihrem Auftritt auch ein Teaser im American Horror Story Flair als Promo auf Instagram gepostet hat, standen vor der Bühne neben internationalen Fashioninfluencern auch deutsche Modeblogger. Schnell wird klar, in Hinblick auf Coachella Trends hat sich dieses Jahr einiges geändert. Zwar wurde aufgrund der Hitze wieder einmal wenig Stoff getragen, der Coachella/Hippie-Style aber komplett neu interpretiert. Im Anschluss kommen meine Lieblingsoutfits von 2017.

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Riccardo Simonetti trug ein für ihn typisches Vintage-Hemd mit Madonna auf dem Rücken im südamerikanischen Stil. Dazu ganz Coachella-klassisch und zeitlos, Hot Pants von Levi’s. Auf dem Kopf lässt sich ein Diadem erahnen.

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Als Punk-Braut von Dior kam Chiara Ferragni auf das Festival. Dazu trug sie goldenen Statement-Schmuck. Das Kleid ist nicht nur ein Hingucker, sondern setzt auch gleich mehrere Trends um. High-waisted Tüllrock mit Korsage-ähnlichem Oberteil. Da man vermutlich diese Saison eher nur Hüftknochen anstatt den ganzen Bauch zeigt, passt die kleine transparente Stelle perfekt.

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Die deutsche Sängerin Lena präsentierte einen weiteren individuellen Look. Über ein dunkelblaues, schulterfreies Kleid mit weißem Muster trug sie einen dunkelgrünen, überlangen Parker. Goldener Statement-Schmuck und ein brauner Gürtel um die Taille perfektionierten ihr Outfit.

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Den wohl schönsten Look jedoch kreierte die Modebloggerin Caro Daur. Mit einem bodenlangen Spitzenkleid und einem braunen Gürtel von Yves Saint Laurent stahl sie jedem die Show. Unter ihrem Kleid, schimmern nicht nur ewig lange Beine, sondern auch ein schwarzer Bikini hervor. Hier kommt jeder ins Schwärmen.

Offensichtlich, kann man diesen Sommer alles tragen, sofern man sich etwas traut und versucht sich individuell von der Masse abzuheben. Für Festivals gilt dieses Jahr insbesondere, Hot Pants, ausgefallene Diademe, lieber kein bauchfrei (außer es ist in Lingerieoptik) und pure Farben wie dunkelrot und dunkelgrün. Wer keine Angst vor prüfenden Blicken hat, darf auch gerne wieder zu Tierprints greifen.

Die Modewelt trägt Kopftuch

Die Welt der Mode verspricht wieder einmal ein aufregendes Jahr. Immer mehr Vertreter der Branche setzten sich für Minderheiten ein und versuchen unsere Welt ein Stückchen zusammenzurücken. Nun werden auch religiöse Statements gesetzt.

Eines der aktuellsten und kontroversesten Themen unserer Gesellschaft, stellt momentan wohl das „Burqua Thema“ dar. Für viele Menschen eine Erniedrigung der Frau und nicht vereinbar mit dem neuen Frauenbild, für Andere der Ausdruck von Religionsfreiheit, aber auch der eigenen Identität. Neben dieser Debatte veröffentlicht die arabische Vogue ihre erste Ausgabe. Auf dem Cover niemand geringeres als das amerikanische Supermodel Gigi Hadid, abgelichtet mit Kopftuch. Hadid zählt nicht nur zu den gefragtesten Models unserer Zeit, sondern hat auch palästinensische Wurzeln. Mit dem Cover setzt sie ein Statement und schenkt Millionen von Frauen Hoffnung und beweist, dass Kopftücher genauso stilvoll sein können, wie jedes andere Kleidungsstück. Die arabische Vogue, mittlerweile der 22. Ableger der Modezeitschrift, wurde bereits 2016 digital veröffentlicht. Die Print-Ausgabe soll nun Grenzen überwinden und das lange Warten Arabiens nach einer „Vogue Voice“ belohnen. Gigi Hadid, der Chefredakteurin Deena Aljuhani Abdulaziz, sowie dem Fotografenduo Inez van Lamsweerde und Vinoodh Matadin ist es nicht nur gelungen eines der schönsten Cover der Vogue-Geschichte zu veröffentlichen, sondern auch eines der wichtigsten. Mode ist gemacht für Menschen, egal mit welchem nationalen oder religiösem Hintergrund.

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Genau das möchte auch die Sportmarke Nike zeigen. Mit Sportlerinnen aus der ganzen Welt entwickelte der Konzern ein Hijab für muslimische Sportlerinnen. Zwar ist Nike nicht der Pionier dieser Idee, sorgte aber trotzdem für mediale Präsenz. Traurig ist allerdings die gemischte Resonanz. Während Einige in der Idee einen Fortschritt in unserer Gesellschaft erkennen, wollen sich Andere nun von dem Sporthersteller distanzieren.

Ob sich die Einstellungen der Modeszene trotzdem auf unsere Gesellschaft übertragen lassen, bleibt abzuwarten. Die Modewelt beweist auf jeden Fall wieder einmal Gefühl für sensible Themen.

Foto: Vogue Arabia, Inez van Lamsweerde und Vinoodh Matadin